Friederike Ott lebt im südspanischen Écija. Die Diplomübersetzerin sucht in ihrer Freizeit nach Spuren und Überbleibseln von deutschen Siedlern in Andalusien. Sie sieht ihre Rolle als Vermittlerin zwischen deren Nachkommen und dem Heimatland. Für ihre Arbeit nahm sie Kontakt zum Freundeskreis Heimatmuseum Östringen auf, um Informationen über den Herkunftsort der Auswandererfamilie Hamer zu erhalten.
 Dr. Brauch führt in seinem Buch „Östringen, Geschichte einer Stadt“ keine Auswanderer nach Spanien auf. Die Anfrage der Frau Ott war der Anlass, der Sache nachzugehen.
Es dauerte Jahrhunderte, bis die spanischen Könige, sich von der Vorherrschaft der Araber befreiten und das Land für das christliche Königreich zurückeroberten. Um die kargen Landschaften Südspaniens Sierra Morena und Landstriche in den Provinzen Cordoba und Sevilla wieder zu besiedeln, schloss König Karl III. einen Vertrag ab, den der bayrische Adlige Johann Caspar von Thürriegel in die Tat umsetzte. In seinen Werbeschriften nannte er die öden Gegenden „Glückshafen“ und  „reicher Schatzkasten“. Er versprach den Kolonisten bei ihrer Ankunft nicht nur Land, sondern auch Vieh und kostenlos Werkzeuge.
Nach dem Willen der Regierung sollten sie nicht nur das Land bestellen, sondern auch den „Camino Real“, der vom Hafen von Cádiz bis nach Madrid zur Beförderung der aus Südamerika stammenden Schätze diente, sichern. Wie Adolf Hamer ließen sich über 6 000 Auswanderungswillige in kürzester Zeit auf das Angebot ein. Sie fanden harte Lebensbedingungen vor; manche kehrten zurück, viele überlebten die ersten Jahre nicht.
Friederike Ott spürte die deutschen Namen wie Hamer, Reif, Wals und Hans und andere auf, lud sie nach Écija ein und vermittelte rund 40 Nachfahren und deren Angehörigen ein Bild von ihrer ehemaligen Heimat mit dem Blick auf die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Umstände in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Kirchenbücher werden Auskunft über die Verwandten in Östringen geben. (Bac)

                        

Friederike Ott mit Adolf Hamer, Professor für Geschichte an der Universität in Sevilla, Nachfahre des Anton Hammer aus Östringen.